17. Juli 2019 / News

Ein vergessener Jahrestag

Die Frage ist nicht, ob das Grenzwachtkorps aus dem Zollgesetz von 1849 hervorgegangen ist, das heisst mit der modernen Schweiz, in welcher einheitliche Zölle eingeführt wurden. Oder aus der Anwendung des Gesetzes von 1894. Oder ganz einfach aus dem Projekt INNOVA, in dessen Rahmen unser modernes Korps geschaffen wurde.

Mein Instruktor sagte, dass man nur dann Grenzwächter sei, wenn man am frühen Morgen in der Einsamkeit das Knirschen eines gefrorenen Grashalms hören könne. Fakt ist: Die ersten Grenzwächter waren die Tessiner 1850. Dann kamen ein Jahr später die Genfer hinzu. Am 1. Januar 1894 trat das Bundesgesetz über das Zollwesen in Kraft, dessen Art. 54 Abs. 1 bestimmte: „Der Bundesrat wird die zur besseren Sicherung der gehörigen Zollentrichtung sowie zur polizeilichen Unterstützung des Zolldienstes erforderlichen Massnahmen treffen und ein bewaffnetes Grenzwachtkorps aufstellen. „

Im 19. Jahrhundert

Während des Ersten Weltkrieges schürte der Sohn von General Wille Spannungen, indem er in den Zeitungen erklärte, «dass der Vergleich eines Soldaten mit einem Grenzwächter erniedrigend sei». Es gab Schiessereien mit Toten in unseren Reihen. Und was soll man erst vom Zweiten Weltkrieg sagen…

Stürmische Zeiten

In meiner Dienstzeit gab es einige turbulente Vorkommnisse wie z.B. der Kollege, der auf Patrouille entlang des Flusses Foron verschwand, ertrunken in den reissenden Fluten. Oder der Genfer Polizist, der die Grenze bei Annemasse überschritten hatte auf der Suche nach einem gefangen gehaltenen Grenzwachtkollegen im französischen Moillesulaz. Wer denkt noch an Stéphane, der über die Strasse kriechen musste, um sein Leben zu retten. Oder an Magnin, an den eine Gravur in einem Stein in Mategnin erinnert?

Wir sind alle Zollbeamte

Wir sind diese kleinen Angestellten, die im Schatten agieren. Denn es sind keine Feierlichkeiten geplant, weder im Korps noch auf Stufe der Direktion. Die Vorenthaltung dieses Jahrestages reiht sich ein in eine lange Liste von mangelnder Anerkennung des Grenzwachtkorps.

In Genf nennt uns die Bevölkerung stets Zollbeamte, was richtig ist. Als ich den Text von 1849 erneut las, konnte ich einen an unsere moderne Schweiz angepassten Neubeginn feststellen.

Wir sind alle Zollbeamte, hervorgegangen aus diesem Gesetz von 1849. Die Jahre und die Politiker haben unsere bescheidenen Errungenschaften zum Erodieren gebracht. Uns bleibt nur die Liebe zu unserer Arbeit und unsere Erfahrung. Es wäre so wunderbar gewesen, diesen Wandel des Zollwesens gemeinsam zu feiern! Schade! Mir bleibt nur, alles Gute zum Geburtstag zu wünschen.


Florent Simonnet, Grenzwächter in Genf

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